„Ganz schön, aber … wo bleibt das Lächeln?“ war die Reaktion meiner Schwester auf unser Tanzvideo. Sie hatte Recht. Wir haben uns ganz auf das Tanzen konzentriert, aber das Tüpfelchen auf dem i hat gefehlt: das Lächeln. Unsere Angespanntheit hat uns davon abgehalten. Wie oft habe ich gestaunt oder war regelrecht irritiert, wie routinierte Tanzpaare, sobald sie auf der Fläche erscheinen, das Lächeln ein- und nach dem Tanzen wieder ausschalten! Das Lächeln gehört zum Tanzen dazu. Wir verbinden verschiedene Sportarten meist mit einer speziellen Mimik, die mit der Aktion einhergeht. Der Gewichtheber zum Beispiel hat einen zusammengekniffenen Mund, eine gerunzelte Stirn und einen angespannten Kiefer, geblähte Wangen - je nach Anstrengung. Keiner erwartet von ihm, dass er lächelt. Sollte er es doch tun, dann wäre wohl irgendetwas faul … Lächeln beim Tanzen dagegen vermittelt Leichtigkeit, Spaß und eine positive Ausstrahlung. Dem Publikum wird Freude signalisiert. Wo ist aber...
„Azzurro il pomeriggio è troppo azzurro e lungo per me“, schmettert Adriano Celentano aus der Musikbox. „Non ho l'età, non ho l'età per amarti“, haucht Cigliola Cinquetti. Wir sind in den 70ern, im Albergo Ponte Tegorzo in Fener, einem Ort im Veneto. Die Box spielt einen Schlager nach dem anderen. Es geht immer um amore, cuore - mal mit mehr, mal mit weniger Schmalz. Wenn abends die Hitze nachließ, ließen Einheimische und Sommergäste gern den Tag auf der Terrasse des Tegorzo ausklingen. In Fener durfte getanzt werden – ganz im Gegensatz zum Nachbarort, wo wir unseren Urlaub verbrachten und der Pfarrer das Sagen hatte. „Susanna, balli? Barbara, balli?" Meine älteren Schwestern wurden unermüdlich zum Tanzen aufgefordert, mit einem „permesso?" an die Adresse der Eltern. Tanzen? Kaum waren die Paare auf der Tanzfläche, verschmolzen ihre Körper fast miteinander. Die Arme deuteten klassische Tanzhaltung an: Der Herr umfasste die Taille der Dame, deren Arm ruhte lässig...