Es gibt bei den Turniertänzern vier Leistungsklassen. Jedes Paar beginnt in der niedrigsten Leistungsklasse, der D-Klasse. Durch das Erreichen von Platzierungen und Punkten bei Turnieren kann man in höhere Klassen aufsteigen: C-, B-, A- und schließlich die höchste Klasse, die Sonderklasse (S-Klasse).
Der Aufstieg von D nach C ist von besonderer Bedeutung. In der D-Klasse ist nämlich nur Trainings- oder Alltagskleidung ohne Schmuck, Applikationen und Zierrat erlaubt, damit bei der Bewertung der Fokus auf der tänzerischen Leistung und nicht auf der äußeren Erscheinung liegt.
Ab Klasse C dürfen die Damen aber richtige Tanzkleider mit allem Pipapo tragen. Ein unheimlicher Ansporn für viele, diesen Status zu erreichen: „Dafür tanzen wir doch!“
Das gilt nicht für mich. Diese Beförderung war mir eher ein Dorn im Auge. Ich fühlte mich in den - in meinen Augen - oft kitschigen Outfits alles andere als wohl. Hatte auch Angst, dass ich tänzerisch nicht halten konnte, was so ein Aufzug verspricht. Vorläufig begnügte ich mich mit einem relativ harmlosen schwarzen Tüllkleid. Das sei zu wenig auffällig, meinte eine Freundin die damit auch Recht hatte.
Um mich auf dem Laufenden zu halten und eventuell ein Schnäppchen zu finden, scrollte ich regelmäßig bei Facebook über die Seiten von Tanzbörsen, die Modelle aus aller Welt anpreisen.
„Tanzkleid, voll bekifft“ hieß es bei einem Modell. Hää? Wo bin ich hier gelandet? Ein paar Kleider weiter gab es ein „wunderbar gesteinigtes Kleid“. Was machen die hier mit den Kleidern?
Ich drücke auf „Originalsprache“ und sofort wird klar: Es geht um „completely stoned ballroom clothes“, also Kleider, die überall mit Steinen verziert sind.
Weitere Fundstücke:
„Du kannst deinen eigenen BH darin tragen, also keine Sorge darüber. Es ist auch möglich, eigene Tassen rein zu machen.“ Die fehlen dann wohl im Schrank… Na ja, das korrekte „Körbchen“ ist metaphorisch auch eher in der Küche anzusiedeln.
Eher inspirierend fand ich diesen ‚Ausrutscher‘: „Das Kleid hat auffällige und wallende Flossen“ (it has noticeable and flowy floats). Ich sehe ein Aquarium voller bunter exotischer Fische, die dank der wellenförmigen Bewegungen der Flossen im Wasser ihre Bahnen ziehen. Das passt zu den quirligen Damen, die auf der Tanzfläche mit ihren Flatterärmeln ihre Bewegungen optisch verstärken, zumindest denen der S-Klasse.
Ich werde mich in so ein Ballroom-Kleid werfen, aber aufpassen, dass es nicht zu bekifft ist, damit die Wertungsrichter nicht von meiner tänzerischen Leistung abgelenkt werden.

Was für ein witziger Beitrag! Tja, die Fallstricke bei der Übersetzung ... da fühlt man sich doch an eigene missglückte Übersetzungsversuche im Lateinunterricht erinnert: beim Durchlesen war klar, dass das, was da stand, absolut sinnfrei war, aber man wusste es eben nicht besser. Lateinlehrer könnten alle eine treffliche Stilblüten- und Absurditätensammlung herausbringen. Aber zu meiner Überraschung muss ich feststellen: Tänzeriinen auf der Suche nach dem passenden Outfit auch.
AntwortenLöschenWenn das den Unterhaltungswert nichtvungemein steigert ...
Toller Beitrag. Mich schrecktt die Kleiderordnung auch eher ab. Wie soll ich denn im Frack tanzen, wenn mir im Hemd schon zuwarm ist, während meine Dame im ausgeschnitten Kleid friert... Ich werde mir wohl Kphlpad hinwinstecken müssen - oder nach dem Aufstieg aufhören...
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