Die Letzten werden die Ersten sein!
Steht im Neuen Testament.
Ein Hoffnungsschimmer für Loser?
Leider nicht für Turniertänzer. Denn hier gilt: Die Letzten, also die Paare mit der niedrigsten Platzierung, werden bei der Siegerehrung als Erste aufgerufen, sobald die Ergebnisse verkündet werden.
Ein kleines Drama spielt sich ab:
"Den sechsten Platz hat sich ertanzt - das Paar mit der Startnummer sowieso vom Tanzverein X aus Y". Ich stehe neben der aufgerufenen Tänzerin, die sich von der Tanzfläche gerade abgewandt hat, sie kämpft mit den Tränen - Enttäuschung pur! Sie ringt um Contenance: jetzt bloß nicht heulen! bloß nicht das Make-up ruinieren! Kopf hoch! Stärke zeigen!
Mit Schwung, als hätte sie diesem Moment entgegengefiebert, dreht sie sich um. In ihren Augen glitzern Tränen – jetzt Tränen der Freude! Gemeinsam mit ihrem Partner eilt sie beschwingt auf die Tanzfläche. Dort erhalten sie die Urkunde. Das Publikum und die anderen Paare klatschen begeistert.
Manchmal habe ich den Verdacht, dass bei den anderen Paaren auch Erleichterung mitschwingt -schließlich wurden sie nicht als Erste aufgerufen. Und ist der eigene Erfolg nicht noch größer, wenn man ein starkes Paar hinter sich gelassen hat?
Wir kennen diese (An)spannung. Anders als bei der seltenen offenen Wertung - die Bewertungen werden nach jedem Tanz öffentlich angezeigt - bleibt bei der geschlossenen Wertung bis zum Schluss unklar, wie gut man wirklich abgeschnitten hat. Man muss also immer mit dem Schlimmsten rechnen: als „Erste“ aufgerufen zu werden. Tapfer bleiben und sich die Enttäuschung nicht anmerken lassen - das ist die Devise.
Später, wenn man dann die Einzelwertungen einsehen kann, tröstet man sich vielleicht damit, dass man ja gar nicht so schlecht war - manche Wertungsrichter hätten einen auf einem besseren Platz gesehen. Damit konnten wir meist ganz gut leben beziehungsweise tanzen.
Doch welche Erleichterung, wenn eine andere Startnummer aufgerufen wird! Dann kennt unser Applaus für das aufgerufene Paar keine Grenzen.

Sehr treffend, diese Situation kennen wir bestens 🙈. Die Devise heißt nicht aufgeben, auch wenn es bisweilen scher fällt, sich wieder zu motivieren. Bei eurem Bild sieht es aber eher nach letztem Aufruf aus 👍. Danke für euren Block
AntwortenLöschenDieses Belohnungssystem, dass Schwächere z.B. Sportler zuerst aufgerufen werden und die Besten am Schluss gibt es natürlich überall. Ich glaube der Sinn dahinter ist, dass man ihre Leistung nicht vergessen und eben auch entsprechend würdigen will. Ruft man die Sieger zuerst auf geht danach die Würdigung der Schwächeren im Jubel der Sieger unter. Das Verlieren können ist eben auch eine Stärke.
AntwortenLöschenAch, was waren das für qualvolle Momente, wenn früher Lehrer in schwarzer-Pädagogik-Manier Klassenarbeiten in der Reihenfolge der Noten von "sehr gut" bis "ungenügend" herausgaben. Da saß man nun und war womöglich bei "ausreichend" immer noch nicht dabei ...
AntwortenLöschenDa erscheint mir die Wertungspraxis in der Welt des Turniertanzes geradezu human, zumindest, was die qualvolle Wartezeit betrifft. Wenigstens hat man es schneller hinter sich. Und, wenn ich die Schilderung der Autoren des Blogs richtig verstanden habe, ist dem zuerst aufgerufenen Paar auch wohlwollender Applaus sicher, weiß doch jede/r, wie es sich anfühlt ...
So befördert die Wertungspraxis zudem die Solidarität unter den Tänzern. Bezüglich des Fotos der beiden Autoren kann ich mich nur dem ersten Kommentar anschließen: in jenem Turnier war die Schmach des Erstaufrufs sicher nicht ihr Problem!
Kommt mur sehr bekannt vor. In Bad Bevensen hattet ihr zum Glück dieses Schicksal nicht ubd wie auch nicht.
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